Achter de Dieken 2013


Am vergangenen Wochenende war etwas Nostalgie angesagt. Ich nahm nämlich mal wieder an der traditionsreichen Doppelveranstaltung „Achter de Dieken“ in Aurich teil.
Vor genau 25 Jahren, nämlich 1988, war ich dort zum ersten Mal am Start. Bis Anfang der 90er zog es mich dann immer wieder nach Ostfriesland. 2003 nahm ich dort zum letzten Mal teil. Also genau vor 10 Jahren. Damals teilte sich der MTV Aurich das Veranstaltungswochenende noch mit einem Nachbarverein in Wiesmoor. Zwischendurch gab es auch eine zweijährige Pause. Aber seit drei Jahren veranstaltet der MTV wieder am Samstag und Sonntag eine RTF. Und das mittlerweile schon insgesamt zum 31. Mal!
Als Beiprogramm wurde am Freitag und Montag auch noch eine geführten Permanente angeboten.

Ich hatte am Freitag frei, es war hochsommerliches Wetter angesagt- also auf nach Norddeutschland!
In der Turnhalle des MTV Aurich hatte man die Möglichkeit ein Matratzenlager als Übernachtungsmöglichkeit zu nutzen. Schlafsack und Luftmatratze hatte ich also eingepackt. Bevor ich mit dem Rad zum Start der Permanente fuhr, richtete ich mich „häuslich“ ein.
Außer mir nutzen nur noch zwei Radfahrer aus Schwelm die Turnhalle als Nachtlager.

Permanente:
Bei großer Hitze um die 38°C rollte ich mit einer 18 Mann starken Gruppe gemächlich über das flache Land. Zwei Radfahrer vom ausrichtenden Verein gaben das ruhige Tempo vor und durften nicht überholt werden. Viele Teilnehmer waren Wiederholungstäter und teilweise schon zum 20. Mal in Aurich am Start. Damit konnte ich natürlich nicht mithalten. Aber meine erste Teilnahme in 1988 kam gut an und war damit wohl in der Gruppe integriert. Bei einem Fehnmuseum bei Westgroßefehn wurde eine Kaffeepause gemacht, bevor es dann die letzten Kilometer zurück nach Aurich ging. Das war übrigens meine allererste Permanente die ich je in meinem langen Radfahrerleben gefahren bin! Wahnsinn.

Strecke: http://www.endomondo.com/workouts/224844832/4107038

 

Achter de Dieken 1.Tag:
Um 9.00 verteilte Patrice Sineux den Startstempel unter die nervösen Teilnehmer. Von Anfang an war er der Organisator dieser Doppelveranstaltung gewesen. Früher hielt er immer noch eine kleine Rede an die zahlreichen Starter. Aber diesmal war der kleine Haufen übersichtlich und die Radfahrer gingen ohne Ansprache relativ unspektakulär auf die Strecke.
Es wurde gleich mächtig Tempo gemacht. Vor allem die Fahrer von „Sprinter Emden“ und „RSG Lohne“ machten Druck. Auf dem Weg zur Küste hatten wir Gegenwind. Es hatte morgens sogar noch etwas geregnet und die Straßen waren nass. Mir war das alles irgendwie zu suspekt. Zwischen austrainierten Beinen tummelten sich nämlich auch Hampelmänner die auf nassen Straßen schnell mal einen Sturz verursachen können. Ich hielt mich daher zurück und war froh als sich nach der ersten Kontrolle bei Greetsiel die Spreu vom Weizen trennte.
Leider führte die Strecke nicht mehr direkt am Hafen von Greetsiel vorbei weil die Stadt mittlerweile Geld dafür haben will, wenn dort weiterhin eine Kontrolle fur die RTF aufgebaut würde. Darauf ließ sich Patrice Sineux natürlich nicht ein. Bei Kilometer 50, 60 und 80 machte ich übrigens zum ersten Mal Führungsarbeit. Hinter dem Deich hatten wir bei Rückenwind teilweise um die 50km/h auf dem Tacho. Hinter der zweiten Kontrolle folgte bald die Streckenteilung zur 110er Tour. Überraschenderweise bogen dort die meisten Teilnehmer ab und plötzlich war ich mit zwei Opas und einem Touristiker ohne Helm, aber dafür mit einem schicken Capy auf dem Kopf, allein auf weiter Flur. Die schnellen Fahrer aus Emden waren hinter uns. Hoffentlich würden sie uns bald wieder einholen.
Als wir die Richtung änderten, uns wieder ins Landesinnere bewegten und der Wind wieder stramm von vorne blies, passierte das, was ich befürchtet hatte. Meine untrainierten, aber auch schon sehr alten Mitfahrer bekamen die Beine nicht mehr rum und das Tempo sank auf unter 35km/h.
Dieses unrythmische Gehampel ging mir auf die Nerven und ich war froh als wir die nächste Kontrolle erreichten.
Nach einem kurzem Halt wollte ich mich alleine wieder langsam auf den Weg machen, aber ein übermotivierter Opa aus Osnabrück nahm die Verfolgung auf und heftete sich an mein Hinterrad. Ich gab ihm zu verstehen das ich auf die schnellen Leute warten wolle und ich kein Bock hätte zu zweit nach Hause zu eiern. Irgendwie wollte er mich nicht verstehen?! Mehrmals verschleppte ich daher das Tempo und sah mich demonstrativ um. Das schien dem Opa nicht zu passen und plötzlich wurde er ausfallend, bezeichnete mich als unsportlich und sogar als „Schwein“. Zunächst perplex und dann wütend reagierte ich auf seine Beleidung und gab ihm zu verstehen, das ich nicht so fahren würde wie es ihm in den Kram passt, oder gerade so schnell, das er mein Hinterrad halten kann. Außerdem hätte er bisher noch keine einzige Führung gefahren und ich warf ihm meinerseits vor „unsportlich“ zu sein. Davon ab- aufgrund seines Alters hatte ich auch keine Führungsarbeit von ihm erwartet. Er schien nicht nur alt, sondern auch nicht ganz helle in der Birne zu sein. Also beendete ich die fruchtlose Diskussion.
Ich beruhigte mich schnell und fand dieses Zwischenspiel fast schon amüsant. Außerdem verkürzte es die Wartzeit auf die schnellen Fahrer, die nun wieder von hinten auftauchten.
Damit war endlich wieder Zug in der Gruppe. Ich klärte meine Mitfahrer über den Opa aus Osnabrück auf und schnell war gemeinsam eine Lösung gefunden. Nach drei harten Tempoverschärfungen war der Opa abgehangen.
Auf einer schier endlos schnurgeraden Straße hielten wir das Tempo auf den letzten 20km hoch und nach nur 4h15min erreichten wir nach 160km das Ziel in Aurich.

Strecke: http://www.endomondo.com/workouts/225124401/4107038


Achter de Dieken 2.Tag:

Früher wurde auch am Sonntag eine 150er Strecke angeboten. In den letzten Jahren nur noch eine 110er. Egal, dadurch konnte ich die Heimreise entspannter angehen und würde früher nach Hause kommen.
Kurz vor 8.00 wurden die ersten Teilnehmer auf die Strecke geschickt. Ich hatte die erste Gruppe irgendwie verschlafen und damit verpasst. Egal. Heute mal ganz entspannt RTF fahren. Später hatte ich erfahren, das die diese Gruppe die erste Kontrolle verpasst, sich verfahren und damit 10km weniger auf dem Tacho hatte. Also Glück gehabt.
Die ersten Kilometer fuhr ich alleine durch den frühen Morgen. Bei angenehmen Temperaturen schien die Sonne von einem wolkenlosen blauen Himmel. Herrlich. Es dauerte bis zur ersten Kontrolle als die ersten Fahrer von hinten auftauchten. Zu meiner Überraschung befand sich auch Jens vom RSC Essen Kettwig in dieser großen Gruppe. Er wohnt aus beruflichen Gründen schon seit zwei Jahren in Aurich. Nach einiger Zeit teilte sich die große Gruppe noch einmal und ich schloß mich den flotteren Fahren an. Fast ausnahmslos Radfahrer aus der neuen großen Triathlonabteilung des MTV Aurich. Eine lustige Truppe die auch gerne mal fester ins Pedal tritt.
Nach einem kleinem Verfahrer erreichten wir die zweite Kontrolle im schönen Örtchen Jheringsfehn. Das Fahren nach aufgemalten Pfeilen auf der Straße erfordert einige Konzentration und Übung. Schnell ist eine dieser Markierungen übersehen. Landschaftlich stand die Streckenführung dem ersten Veranstaltungstag in nichts nach. Im Gegenteil, ich fand die Strecke durch das Fehngebiet fast noch schöner als die an der Küste.

Nach 115 entspannten Kilometern erreichten wir nach 3h45min wieder Aurich.

Strecke: http://www.endomondo.com/workouts/225521767/4107038

 

An beiden Tagen hatte der ausrichtende Verein jeweils ca. 170 und 140 Teilnehmer. Ich finde das angesichts der schönen Strecken, der tollen Verpflegung und den hochsommerlichen Wetter erschreckend gering. Von den 800-900 Teilnehmern in den 80er und Anfang der 90er Jahren kann der Verein nur noch träumen. Schade.


Die Seite des MTV Aurich: Achter de Dieken